Netzwerkfestplatte (NAS): Worauf sollten Sie achten? Welche Sonderformen gibt es?

Ich möchte Ihnen heute die Geräteklasse der Netzwerkfestplatte ein wenig näher bringen. In diesem Artikel sollen Sie einen Überblick über den Nutzen und die Funktionen von Netzwerkfestplatten bekommen, die oft deutliche Unterschiede zu klassischen Festplattenrecordern aufweisen. Netzwerkfestplatten sind in verschiedenen Ausführungen und Preisklassen erhältlich, daher sollten Sie sich genügend Zeit für die passende Wahl nehmen.

Netzwerkfestplatte - Synology DS212j NAS-SystemNetzwerkfestplatten, im Englischen auch „Network Attached Storage“ (NAS) genannt, sind nichts anderes als Festplatten mit einer speziellen Hard- und Software zum Anschluss an ein Netzwerk. Dies hat u.a. den Vorteil, dass Sie nun mit verschiedensten Endgeräten in Ihrem Haushalt eine gemeinsame Basis zum Speichern von Daten nutzen können. Dies ist jedoch erst der Anfang, denn durch eine Vielzahl von Diensten, die Ihre Netzwerkfestplatte übernehmen kann, macht sie sogar kleinen File-Servern Konkurrenz. Um die Gunst der Privatanwender zu gewinnen und die Kaufkraft bei den momentan sinkenden Preisen stabil zu halten, lassen sich Firmen immer neue Features einfallen, die weit über die Verwendung als (gemeinsamer) Netzwerk-Speicher hinausgehen.

Diese Dienste lassen sich jedoch ohne Weiteres abschalten. Sollten Sie aber lediglich einen im Netzwerk verfügbaren Speicher benötigen, gibt es deutlich günstigere Lösungen, die auch bereits vorhandene (externe) Festplatten integrieren können. Es gilt die „Faustregel“: weniger Features = geringerer Preis! Betrachten wir die möglichen Features, so können etwa Drucker über einen Printserver-Dienst auf Ihrer Netzwerkfestplatte gemeinsam genutzt werden. Über einen integrierten Multimedia-Server können Sie Filme und Musik streamen und über das FTP-Protokoll schnell Daten überall verfügbar machen. Kleine Webseiten können über integrierte Apache-Webserver samt vorkonfiguriertem MySQL und PHP gehostet werden. Außerdem ist die Verwendung als Download-Client oder sogar als iTunes-Server möglich.

Integrierte Backup- und Recovery-Software steuert eine einwandfreie und vollautomatische Datensicherung und diverse Zugriffsprotokolle lassen kaum Wünsche offen. Meist sind in einem Haushalt mehrere Computer bzw. Laptops, Smartphones, Tablets oder netzwerkfähige Fernseher vorhanden, die nun alle auf eine Netzwerkfestplatte zugreifen können, um ein gemeinsames Filme-, Bilder- und Musikarchiv zu nutzen. Das spart insgesamt Speicherplatz und es müssen nicht ständig Daten hin und her kopiert werden. Schnell kann ein neues Video oder Bilder der ganzen Familie zugänglich gemacht werden. Des Weiteren kann man sein NAS-Laufwerk so einrichten, dass jeder Nutzer der Netzwerkfestplatte einen eigenen geschützten Bereich besitzt, auf den nur er zugreifen kann. Vor allem für kleinere Unternehmen ohne eigene IT-Abteilung ist dies sehr interessant, da die Zugriffsberechtigungen  bzw. Benutzerverwaltung oft sehr einfach in wenigen Schritten über ein Web-Interface konfiguriert wird.

In manchen Fällen ist auch ein Fernzugriff über das Internet auf Ihren geschützten Bereich der Netzwerkfestplatte mit einer gesicherten Übertragung und einem eigenen Passwort möglich, sodass Sie Ihre Daten immer dort haben, wo Sie sie gerade benötigen! Ein weiterer enormer Vorteil einer Netzwerkfestplatte ist die Funktion der automatisierten Datensicherung, welche von einem integrierten Backup-Client gesteuert wird. Man kann Netzwerkfestplatten so konfigurieren, dass z.B. täglich wichtige Daten aller Geräte in diesem Netzwerk auf der Netzwerkfestplatte gesichert werden. Auch ganze Spiegelbilder der Systemkonfiguration, sogenannte Images, können Netzwerkfestplatten automatisch anlegen. Die dafür nötige Back-up- sowie weitere Software ist meist Bestandteil des Lieferumfangs.

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Worauf sollten Sie beim Kauf einer Netzwerkfestplatte achten?

Beispiel einer günstigen aber guten NetzwerkfestplatteDa Netzwerkfestplatten durch Ihren Funktionsumfang im Hinblick auf Kompatibilität meist nicht ganz so genügsam sind wie reine externe Festplatten oder Festplattenrecorder, sollten Sie vor dem Kauf darauf achten, dass die favorisierte Netzwerkfestplatte zu Ihren vorhandenen Rechnern sowie dem Netzwerk passt. Dies sollte bei modernen Geräten mit modernen Betriebssystemen jedoch unproblematisch sein, trotzdem ist es kein Fehler sich zu vergewissern. Ein großer Unterschied bei den verschiedenen Netzwerkfestplatten ist die Übertragungsgeschwindigkeit der Daten. Netzwerkfestplatten unterscheiden sich im groben über den Netzwerkanschluss, der entweder über einen Fast-Ethernet Port (100 Mbits) oder einen Gigabit-Ethernet-Port (1.000 Mbits) erfolgt.

Entscheiden Sie sich für die Gigabit-Variante, so achten Sie auf eine homogene Infrastruktur in Ihrem Netzwerk, um Verluste in der Übertragungsgeschwindigkeit zu vermeiden. Während günstige Netzwerkfestplatten mehrheitlich nichts weiter als eine reine Festplatte mit einem Netzwerkanschluss sind, kann man teure Netzwerkfestplatte durch Ihren eigenen Prozessor eher mit einem kleinen Computer vergleichen, was sie auch deutlich schneller macht. Mit der Übertragungsgeschwindigkeit bzw. dem Preis Ihrer Netzwerkfestplatte steigt größtenteils auch unweigerlich der Stromverbrauch, dies sollte Ihnen bewusst sein, kann jedoch durch einen Umstieg von 3,5“ auf 2,5“ Festplatten etwas eingeschränkt werden.

Geräte, die nur für 2,5″ Festplatten oder sogar für Flash-Speicher konzipiert wurden, sind jedoch meist deutlich teurer. Da NAS-Festplatten meist für einen Dauerbetrieb konzipiert und in der Regel auch permanent in Betrieb sind, lohnt es sich auf den Stromverbrauch sowie die Lautstärke des Geräts zu achten. Viele Netzwerkplayer besitzen ein System zur Energieverwaltung, welches im Idealfall die Festplatte sowie Lüfter abschaltet, sofern diese nicht benötigt werden.  Dies ist jedoch nicht immer der Fall, werfen Sie daher ein Auge auf den Verbrauch im Standbybetrieb.  Außerdem schützt ein solches System zur Energieverwaltung auch oftmals die Komponenten vor einer Überhitzung und eventuellen Folgeschäden durch frühzeitiges kontrolliertes Abschalten des gesamten Geräts. Günstige Netzwerkfestplatten (Low-End bis Mid-End Bereich zwischen 100 und 250 €) erreichen vorwiegend nur eine Übertragungsgeschwindigkeit beim Lesen von etwa 10–15 Mbits und sind damit langsamer als ein herkömmlicher USB-2.0-Anschluss mit über 30 Mbits. Teure Netzwerkfestplatten erreichen eine Übertragungsgeschwindigkeit von 30–50 Mbits und sind nicht zuletzt dadurch fähig eine Internetseite zu hosten oder den Computer beim Download großer Datenmengen zu entlasten, was sich natürlich oft auch im Preis niederschlägt.

Manche Netzwerkfestplatten haben weitere Schnittstellen, wie einen oder mehrere USB-, Firewire- oder eSATA- Anschlüsse, wodurch auch weitere (externe) Festplatten als Erweiterung des Speichers oder andere Geräte im Netzwerk angeschlossen werden können. Die Installation einer Netzwerkfestplatte erfolgt über die mitgelieferte Software und meistens über einen im selben Netzwerk angeschlossenen Rechner. Sollte die Installation für Laien nicht gänzlich unproblematisch sein und die Gerätebeschreibung wenig hergeben, findet man mit Sicherheit genügend Tutorials und Erläuterungen dazu im Internet. Ob dies der Fall ist, kann man oft schon mit einer kleinen Suche nach dem favorisierten Gerät herausfinden.

Welche Sonderformen gibt es bei Netzwerkfestplatten?

Ein Netzwerkfestplattengehäuse ist die einfachste und günstigste Möglichkeit Ihre Daten zentral zu nutzen.Teurere Netzwerkfestplatten sind oft zusätzlich „RAID-fähig“. Dies bedeutet, dass über den Zusammenschluss mehrere Festplatten in Ihrem Gerät die Verfügbarkeit und der Datendurchsatz vergrößert wird. Es gibt verschiedenste RAID-Kombinationen, die allen unterschiedlichen Zwecken dienen und die Ausfallsicherheit erhöhen können. Ein Netzwerkplayer im RAID-1 Verbund speichert etwa die Daten redundant auf weiteren Festplatten. Recht bequem ist eine Netzwerkfestplatte mit WLAN, da man kein extra Kabel verlegen muss. In diesem Fall ist in der Netzwerkfestplatte meist zusätzlich ein Router mit Firewall verbaut, der nebenbei auch als WLAN-Access-Point und Switch arbeitet. Allerdings gibt es auch Access-Points, die über einen vorhandenen USB-Anschluss eine externe Festplatte zur Netzwerkfestplatte machen können!

Eine Abwandlung der Netzwerkfestplatte ist die NDAS-Netzwerkfestplatte (NDAS steht für „Network Direct Attached Storage“), welche sich hauptsächlich für den schnellen Datentransfer eignet. Sie bedient sich einem anderen Protokoll zur Datenübertragung und benötigt daher einen eigenen Treiber auf jedem Rechner. Dafür sind mit einer NDAS-Festplatte auch Datenraten bis zu 60 Mbits problemlos möglich. Wie bei Multimedia-Playern werden Netzwerkfestplatten auch als reine Festplattengehäuse mit Netzwerkanschluss verkauft, sodass bereits vorhandene Festplatten Verwendung finden können oder Sie die Möglichkeit haben, die Festplatte individuell auszuwählen. Dies erleichtert den Einstieg und ist die kostengünstigste Variante sowie der einfachste Weg zum eigenen Netzwerkspeicher. Der Zusammenbau ist ohne Weiteres, oft sogar ohne einen Schraubendreher, möglich. Ausgefallene Features bleiben jedoch auf der Strecke, was sich natürlich im Preis niederschlägt. Reine Leergehäuse mit Netzwerkanschluss können Sie bereits zum Preis von deutlich unter 100 € erwerben!

Zusammenfassung: Folgende Fragen sollten Sie vor dem Kauf einer Netzwerkfestplatte beantworten!

1. Welches Budget bin ich bereit auszugeben? Meist ersparen Sie sich viele weitere Fragen, wenn Sie sich im Vorfeld ein klares Preisbudget setzen. Sollten Sie mehr Wert auf bestimmte Funktionen legen, erübrigt sich die Frage an dieser Stelle.

2. Wie viel Speicherplatz benötige ich überhaupt? Überschlagen Sie grob den belegten Speicherplatz der Festplatten und Flash-Speicher in Ihrem Haushalt bzw. bedenken Sie Vorhaben wie das Anlegen eines Archivs aus einer vorhandenen DVD-Sammlung etc.

3. Wie viel Stromkosten kommen auf mich zu? Welche Lärmbelastung erwartet mich? Überschlagen Sie den Stromverbrauch und achten Sie ggf. auf Energieverwaltung bzw. möglichst niedrigen Verbrauch im Standby. Überlegen Sie sich einen Standort für Ihre Netzwerkfestplatte und entscheiden Sie, ob ein lüfterloses Gerät eventuell von Vorteil wäre.

4. Wie wichtig ist mir die Übertragungsgeschwindigkeit? Backup-Dienste und häufiges Übertragen von großen Datenmengen sind im Gigabit-Netzwerk schneller abgeschlossen. Dafür sollte aber ein Gigabit-Netzwerk durchweg in Ihrem Haushalt vorhanden sein, um diesen Vorteil nutzen zu können.

5. Welche Spezialvarianten kommen infrage? Welchen Funktionsumfang benötige ich? Bestimmte Serverfunktionen in Netzwerkfestplatten können sehr praktisch sein, überlegen Sie, welche wirklich gebrauchen werden. Fertigen Sie eine Checkliste an und notieren Sie Features, die Sie wirklich benötigen. Netzwerkfestplatten mit WLAN zur drahtlosen Übertragung, ein RAID-Verbund für mehr Datensicherheit oder NDAS-Festplatten für den besonders schnellen Datenaustausch sind Besonderheiten, die meist in einem höheren Preissegment zu finden sind.

6. Ist die Netzwerkfestplatte meiner Wahl überhaupt kompatibel? Prüfen Sie die Ausstattung der Geräte, mit denen Sie später Ihre Netzwerkfestplatte nutzen möchten.

7. Welche Schnittstellen sollten verbaut sein? Überlegen Sie, ob beispielsweise ein Drucker oder weitere (externe) Festplatten an Ihr NAS-System angeschlossen infrage kommen würden. Der sehr empfehlenswerte Amazon Ratgeber „Vernetztes Zuhause“ ermöglicht zudem, ausführliche Planungen für Ihre Multimedia-Zentrale vorzunehmen.

Ich hoffe, dass Sie heute einen genaueren Überblick über die Funktionen und Vorteile von Netzwerkfestplatten bekommen konnten und wünsche viel Erfolg bei der Wahl des passenden Geräts!

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